Wir schreiben das Jahr 2001. Anläßlich einer eigenen öffentlichkeits-wirksamen Veranstaltung spielte ich mit zwei Richtern des Landgerichts Aachen drei Beatlessongs. Die 300 Gäste waren begeistert und die Lautstärke des Applaus deutlich intensiver als unsere Darbietung. Das

war ein schönes Erlebnis und bestärkte mich darin, anderen Menschen (und natürlich mir auch) bei anderer Gelegenheit erneut die Musik der Beatles zu Gehör zu bringen. Das war der Startschuß für eine ereignisreiche beateleske Bandzeit, die bis heute anhält.

Mit zwei Vollblutmusikern aus Canada und Austria gründete ich "Beatles Forever - das kleinste Quartett der Welt". Dem Trio eröffneten sich rasch viele großartige Auftrittsmöglichkeiten. Dennoch: das Original war zu übermächtig, so daß ich in 2003 mit neuen begeisterungsfähigen ehe-maligen Berufsmusikern ein Quartett "The Beatles Forever Band" gründete. Um auch Spätwerke der Beatles spielen zu können, erhielt

die Band später einen ständigen Special Guest am Piano und Percussion. Diese Besetzung hat bis heute Bestand.

Auch neben der aktiven Musik reiste ich mehrfach zur Beatlesweek nach Liverpool um mich dort intensiv zu beseelen. Hier stellte ich mir mehrfach die Frage, warum spielt meine Band nicht dort? Ich hinterließ ein Mastertape und siehe da, ein Jahr später wurden wir als einzige deutsche Beatles Tribute Band ausgewählt, in Liverpool aufzutreten.

Das war 2011 und der Auftakt vor Ort war Adrenalin pur. Warum? Unser Flug nach Manchester hatte Verspätung, der gebuchte Zug von dort nach Liverpool fiel aus technischen Gründen aus, es regnete Cats & Dogs und wir erreichten kurz vor Mitternacht, völlig aufgelöst und klatschnass den Cavern - mit Instrumenten aber auch noch mit Koffern. Wir hatten noch keine Künstlerausweise, so daß man uns anfangs nicht einlassen wollte. Wir nahmen die Koffer mit auf die Bühne und rockten 45 Minuten das Publikum. Ehrlicher Schweiß tropfte von den Wänden, man watete durch feuchte Bierpfützen, es knirschte bei jedem Schritt, man kam mit hunderten Menschen (so schien es mir immer) wegen der Enge in körperlichen Kontakt und nicht nur wir als Band, erlebten eine Atmosphäre der aboluten Realitätsverlorenheit. Jeder der dort im Cavern eingepferchten Menschen hatte wohl seine aktuelle Identität auf der Straße gelassen und frönte nur dem Jetzt, der wiedereingeholten Jugenderinnerung. Was für eine Stimmung. Man befand sich unter Freunden, Gleichgesinnten und alles lief sehr friedlich ab.

In den nächsten beiden Tagen standen noch Auftritte in der High School von John Lennon (als Vorgruppe der Quarryman), auf der Convention selbst im Adelphie Hotel, ein OpenAir-Konzert und nochmals drei Auftritte

im Cavern Club an.

Man wurde von wildfremden Menschen auf der Straße begrüßt, umarmt etc. Nach Auftritten standen immer etliche Menschen mit glän-zenden Augen vor uns "Schlange" und frugen nach Autogrammen oder wollten sich mit irgendjemanden aus der Band fotografieren lassen. Auch etliche Gäste aus unserem Hotel entwickelten sich als "Follower" und spornten uns verbal und gestenreich während unserer Auftritte an. Mit einigen von ihnen habe ich bis heute Kontakt und eine Lady ist unsere Fan-beauftragte für GB (übrigens eine Nachfahrin der berühmten Florence Nightingale).    

Fünf Tage stand der Blutpegel zum Überlaufen und ich nutzte jede Gelegenheit zum "Runterfahren". Die Auftritte waren in der Summe wie ein Rausch und in der Erinnerung bleibt sehr viel verschwommen, unklar. Nicht jede nette oder berichtenswerte Begebenheit ist für mich heute abrufbereit. Dafür war ich in diesen fünf Tagen zu sehr abgetaucht in Emotionen, Termine, Fotoshootings etc. Über eines bin ich mir jedoch acht Jahre später immer noch klar: es war eine geile Zeit in einer nicht wiederholbaren Phase der Band, die damals so gut wie nie mehr miteinander tickte. Deswegen wollen wir dort auch nicht nochmals auftreten. Man kann nicht jede schöne Erinnerung einholen und neu leben!